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Demonstrationen gegen Rechtsextremismus: Ein aktuelles Beispiel für den Einsatz von Fake News

EAM |

In zahlreichen Städten fanden am letzten Wochenende Demonstrationen gegen Rechtsextremismus statt. Aufgeschreckt wurden die Menschen durch den Bericht von Correctiv über ein geheimes Treffen von Neonazis, Identitären, finanzstarken Unternehmern und Unternehmerinnen sowie AFD-Mitglieder und Mitgliederinnen in einem Potsdamer Hotel, wo man sich austauschte über die Vertreibung und "Rückführung" bzw. "Remigration" von Millionen von Menschen ausländischer Herkunft aus Deutschland.

Die Menschen auf den Straßen demonstrierten gegen rechtsextremes Gedankengut und für die freiheitlich demokratische Grundordnung. Der Zulauf zu den Protesten überraschte die Veranstalter und Veranstalterinnen, Medien und Politik. Teilweise – wie in München und Hamburg – kamen so viele Menschen zusammen, dass die Demonstration aus Sicherheitsgründen beendet werden musste.

Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff lobte euphorisch: "Die Menschen begreifen, dass sie mehr wählen müssen, demokratisch wählen müssen, dass sie Positionen beziehen müssen, dass sie sich mehr einbringen müssen." (https://www.ndr.de/nachrichten/info/Wulff-zu-Demos-gegen-Rechtsextremismus-Demokratie-muss-gestaltet-werden,wulff2982.html ) Insgesamt waren die Reaktionen von CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne sehr positiv. Auch aus den Reihen der Freien Wähler gab es Zustimmung, nicht von ihrem Vorsitzenden.

Die AfD, gegen deren Politik sich die Demonstrationen richteten, zeigte sich nach außen unbeeindruckt. Jedoch drehte der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingeordnete Thüringer Landeschef der AfD Björn Höcke am Montag den Spieß um und sprach in den Sozialen Medien von „Fake News“. Er selbst und AfD-Anhänger und Anhängerinnen behaupteten und verbreiteten in ihren Posts, dass die in den klassischen Medien (Zeitungen, Fernsehen) und im Internet veröffentlichten Bilder von den Demonstrationen manipuliert seien. In rechtsextremistischen Kreisen werden seitdem Bilder verbreitet, die belegen sollen, dass die Bilder von der „Lügenpresse“ manipuliert worden seien. Teilweise wird aber auch behauptet, dass die Bilder von den Demonstrationen KI-generiert seien. Zusätzlich kursiert auch das Gerücht, dass es sich bei den Demonstrierenden um Komparsen und Komparsinnen handle, die bezahlt dafür wurden, gegen die AfD auf die Straße zu gehen, untermauert mit einem zweckentfremdeten Aufruf für ein Filmprojekt. Leider teilen nicht nur Rechtsextremisten und Rechtsextremistinnen diese Unwahrheiten, sondern auch Menschen, die für Fake News anfällig sind oder sie nicht als solche erkennen können.

An diesem aktuellen Beispiel zeigt sich wie wichtig Medienkompetenz/Medienbildung heute ist und wie wichtig es aktuell und zukünftig sein wird zwischen seriösen Posts/Informationen und Fake News vor allem in den Sozialen Medien zu unterscheiden. Rechtsextreme, Populisten und Populistinnen, Demagogen und Demagoginnen, Verschwörungserzähler und Verschwörungserzählerinnen und Co. verwenden gerne den Begriff Fake News, wenn an ihnen oder ihrer Politik Kritik geäußert wird. Sie benutzen ihn geradezu inflationär – siehe Donald Trump – und „widerlegen“ mit selbstgenerierten Fakes die angeblichen Fake News ihrer Kritiker und Kritikerinnen.

Daher ist es wichtig, dass wir weiterhin uns einsetzen für die Förderung von Medienkompetenz, Medienbildung für ältere Menschen und vor allem für Frauen anbieten, um Volksverhetzer, Volksverhetzerinnen und Antidemokraten, Antidemokratinnen keine Chance zu geben unsere freiheitliche Demokratie zu untergraben oder gar abzuschaffen.

Sabine Jörk
Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Medien des DEF

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